Hildegard und die Winterzeit

Die Adventszeit liegt vor uns und wir haben langsam den feinen Duft von Zimt, Nelken und Muskat in der Nase. Seien es Lebkuchen oder frischer Glühwein. Manch einer schaut vielleicht mir ein wenig Reue auf diese Leckereien. Dabei muss das gar nicht sein. Denn wenn wir uns die Lehre der Hildegard von Bingen anschauen, so merken wir, dass gerade unsere Weihnachtsgewürze und der Wein bei ihr in der Winterzeit eine zentrale Rolle spielen. So empfiehlt sie im Winter unter anderem warmen Wein zu trinken.

Hildegard von Bingen

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Hildegard von Bingen wuchs wohl in mitten von Weingütern auf. Im Kloster wurde Wein als «Blut der Erde» gehandelt. Sie selbst schrieb dem Wein reinigende Wirkung in Bezug auf Blut, Gefässe und die humoralen Säfte im menschlichen Körper zu. Von ihr wurden einige Rezepte sogenannter Medizinalweine überliefert, einer der bekanntesten ist wohl der Herzwein, auch Petersilienwurzwein genannt. 3x täglich ein Schnapsglas voll trinken stärkt das Herz.

„Der Wein, maßvoll genossen, heilt und erfreut den Menschen zutiefst durch seine große Kraft und Wärme“.

Im Winter werden nicht nur wir träge und bewegen und weniger, auch unsere Verdauungsleistung nimmt in dem Zusammenhang ab und der Bauchumfang oftmals zu. Wen wundert es da, dass Hildegard von Bingen gerade für die Winterzeit Gewürze empfiehlt, die verdauungsfördernd sind und von innen wärmen. Ich denke da beispielsweise an Galgant. Aber auch unsere typischen Weihnachtsgewürze wie Zimt, Muskat und Nelken werden von ihr in der dunklen Jahreszeit hoch gelobt, da sie nicht nur einen positiven Effekt auf die Verdauung, sondern unter anderem auch auf unsere Stimmung haben. Wer weiter mit Dinkelmehl statt Weissmehr und Rohrzucker statt Weisszucker backt macht sein Gebäck direkt bekömmlicher und gesünder. 

Sind unsere Weihnachtsplätzchen und der Gewürzglühwein also am Ende sogar gesund? Auf jeden Fall sind die Gewürze nicht nur in der Adventszeit gut, sondern können durch die ganze kalte Jahreszeit ein wohlwollender Begleiter sein. Ich geben aber auch zu bedenken, dass immer die Menge das Gift ausmacht. Und etwas, dass Hildegard von Bingen nicht tolerierte, war das Übermass und die Völlerei.


„Der Mensch soll weder durch schlemmen noch durch Trinken oder durch verführerischen Schmuck seiner Kleidung oder durch eine verworene Besinnung übermäßig sein, indem er in all diesen Bereichen Ruhm für sich selbst sucht; vielmehr soll sich in alledem das Bedürfnis des Leibes zeigen. Der Leib soll so maßvoll ernährt werden, dass die Seele sich freuen kann, wenn er richtig gestärkt ist. Sie soll richtige Wege mit ihm gehen, sodass er nicht aus übermäßiger Enthaltsamkeit tief hinabstürzt und auch nicht vom Überfluss der genannten Maßlosigkeit erdrückt wird (Das Buch vom Wirken Gottes, Beuroner Kunstverlag, 2012 ,S 254)“.

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